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Pflege bei Diabetes mellitus ... bei Krankenpflegewissen.de |
Pflegerische
Anforderungen und Tätigkeiten |
1.B.1 Unterstützung
bei der Diagnose und Therapie der
Erkrankung
Blutzuckermessung:
- Womit sollte Blutzucker
gemessen werden ?
- mit tragbarem Blutzuckermessgerät,
wobei diese Geräte alle miteinander vergleichbar sind
- Unterschiede liegen
in der Handhabung, Blutmenge und Meßzeit
- 1 x pro Monat muß
die korrekte Funktion des Gerätes mittels zweier Testlösung
überprüft werden
- Hämoglucotest
20 - 800R, der eine BZ-Bestimmung anhand eines Testreifens mit Farbumschlag
ermöglicht (eher selten angewendet)
- Labor (im Hause, Zentrallabor
etc.)
- Vermeiden typischer
Anwendungsfehler:
- Beachtung der Bedienungsanweisung
- Code des Teststreifens
muß mit der Geräteeinstellung übereinstimmen und bei
jeder neuen Packung kontrolliert bzw. angepaßt werden (tlw. liegt
jeder Packung Teststreifen eine spezieller Chip mit dem Code zum Einstecken
bei)
- der Bluttropfen muß
ausreichend groß sein
- Batterieanzeige
beachten
- Testfeld nicht mit
den Fingern berühren
- regelmäßig
das Gerät säubern und in der Schutzhülle aufbewahren
- sofortiger Wiederverschluß
der Testreifendose nach dem Gebrauch
Teststreifen ziehen Luftfeuchtigkeit an, Messungen können stark
verfälschtes Ergebnis liefern - Beeinträchtigung
des Meßergebnisses je nach den Umweltbedingungen beachten, die Geräte
sind für Messungen bei Zimmertemperatur genormt:
- Kälte verfälscht
den BZ-Wert nach unten
- Wärme erhöht
den gemessen BZ-Wert
- Geräteabgleichungen
zur Kontrolle eines Gerätes verunsichern nur, da die Abweichungen
der BZ-Meßgeräte 20 % bis 30 % betragen können. Überprüfungen
der Geräte sollte nur mit den speziellen Testlösungen erfolgen, die
bei den jeweiligen Herstellern erhältlich sind! Es sollten auch nur
die Testlösungen des jeweiligen Herstellers verwendet werden, da die
Geräte unterschiedlich aufgebaut sind!
- Stechhilfen:
- einfache Lanzetten aus
Metall
- Autoclix-Gerät
- Softclix-Gerät
- die Blutentnahme sollte
im Außenbereich der Fingerbeere erfolgen, da dort nicht so viele
Nervenbahnen sitzen und dieser Bereich beim Greifen keine große
Rolle spielt
(Vorbeugung von Sensibilitätsstörungen)
- die
Qualität der Stechhilfen unterscheidet sich vor allem in der Schmerzhaftigkeit
der Anwendung, die Patienten sollten daher nicht mit schlechten Stechhilfen
gequält werden (trägt schließlich nicht gerade zu guter Compliance
bei). Natürlich ist die Stechhilfe zu bevorzugen, die der Pat. selbst
bedienen kann!
Urinzuckermessung:
- Urinzuckertest (z.B.
Diabur-Test 5000)
- Kontrolle erfolgt
nach Absprache mit dem Arzt
- bei Nephropathie sinnlos,
da die Nierenschranke meist schon defekt ist und immer Zucker im Urin
nachzuweisen ist!
- Ablauf (je nach
Test, bitte immer die Gebrauchsanleitung lesen)
- einen Teststreifens
herausnehmen und die Dose sofort wieder verschließen
- Urin in sauberen
Gefäß auffangen und Teststreifen 1 Sek. eintauchen
- die seitliche
Kante des Streifens am Gefäßrand abklopfen
- nach 2 Minuten
mit der Farbskala vergleichen
Acetonnachweis
im Urin:
- Aceton im Urin (Ketur-Test):
- Messen bei fraglicher
Entgleisung (morgendlicher Kopfschmerz bei unbermerkter nächtlicher
Entgleisung)
- Durchführung
siehe jeweiligen Test
- Aceton
im Urin und hoher Blutzucker sind Alarmsignal für drohende Ketoazidose
-> Info an den Arzt
Durchführung
der Insulinsubstitutionstherapie:
- Berechnung der Insulin
Einheiten:
- U40-Insulin =>
1 ml = 40 I.E.
- U80-Insulin =>
1 ml = 80 I.E.
- U100-Insulin =>
1 ml = 100 I.E.
!!! 2,5
mal so stark wie U40-Insulin, daher Vorsicht, Peninsulin !!!)
- Besonderheiten der
Insulinapplikation generell:
- Injektionsstelle regelmäßig
wechseln (Mikrotraumen führen zu Vernarbung)
- morgens eher in den
Bauch, abends eher in das Bein injizieren (im Bein wird der Wirkstoff
langsamer freigesetzt)
- Hygiene - Desinfektion
der Haut vor jeder Injektion (bei der Versorgung Zuhause nicht unbedingt
notwendig)
- nach Injektion die
Nadel nicht sofort herausziehen, damit sich das Medikament erst verteilen
kann und nicht durch den Gewebedruck durch den Stichkanal zurückläuft
- das Insulin so aufziehen,
das nach dem Entlüften mit neuer Kanüle die angeordnete Insulinmenge
vorliegt (I.E. der Spritzenskala stimmen)
- trübe Insuline
(Depot und Mischinsuline) direkt vor der Injektion gut mischen (ca.
10 mal Rollen und 10 mal kippen, nicht schütteln)
- 1 I.E. Insulin
senkt den Blutzucker je nach individueller Insulinempfindlichkeit ca.
um:
- 30 mg% - morgens
- 60 mg% - mittags
- 40 mg% - abends
- Lagerung des Insulins:
- Insulinvorrat (nicht
angebrochen) soll im Kühlschrank bei 2 - 8 Grad C gelagert werden
(keiner extremen Hitze und Kälte aussetzen, also auch nicht einfrieren)
- angebrochene Flaschen
sind 4 Wochen haltbar, auch wenn sie bei Raumtemperatur gelagert werden,
da konserviert (Anbruchdatum unbedingt auf der Ampulle vermerken)
- Umgang mit dem Insulinpen
und Patronen:
- den Patronenvorrat (nicht
angebrochen) soll im Kühlschrank bei 2 - 8 Grad C gelagert werden
(keiner extremen Hitze und Kälte aussetzen, also auch nicht einfrieren)
- nach Anbruch ist das
Insulin im Pen 4 Wochen bei Zimmertemperatur haltbar (das Insulin enthält auch hier Konservierungsstoffe)
- Metall-Pens niemals
im Kühlschrank aufbewahren (die Mechanik nimmt sonst schaden)
- Vor Benutzung hygienische
Richtlinien und Sicherheitsrichtlinien einhalten:
- Abwurf bereithalten,
die Penkanüle muß anschließend immer vom Pen entfernt werden!!!l
Bei Verbleib der Nadel in der Patrone kommt es zu folgenden Problemstellungen:
Insulin
kann austreten, die Schutzkappe wird von Innen verschmutzt und unhygienisch
Luft
kann über die Nadel in die Patrone eindringen, die folgenden Injektionen
werden ungenau
Eindringende
Keime führen zur Unbrauchbarkeit der Partone (Gefahr eines Spritzenabszesses)
- Kanülenentferner
(beim Hersteller / Vertreiber des Pens zu erhalten) sollte immer
zum Wechseln der Penkanüle benutzt werden
(Vermeidung einer Nadelstichverletzung) oder der Pat. dreht die
Kanüle selber ab! Neuerdings gibt es die ersten Abwurfbehälter,
die eine besondere gezackte Aussparung zum Abdrehen der Pennadeln
besitzen!!
- Hygienische
Händedesinfektion der Pflegekraft nach Richtlinien
wenn der Pat.
selber appliziert, sollte sich dieser die Hände vorher
waschen
- Zuerst
korrekte Hautdesinfektion der Einstichstelle, Desinfektion
kann nur dann unterlassen werden, wenn der Pat. zu Hause selber
den Pen bedient und sich nicht im Bereich einer Klinik / Krankenhaus
befindet!
- Anwendung nur
von geschultem Personal
- Bei der ersten
Anwendung des Pen bzw. bei jedem Patronenwechsel:
- Pen kontrollieren
und zusammensetzen
- Feder
bis zum Anschlag zurückdrehen
- Ampulle
in den Pen einlegen (muß nicht mehr gewechselt werden,
bis sie leer ist)
- 4 I.E.
einstellen (bitte Hinweis des Penherstellers beachten), Schutzkappe abziehen
- in ein
Gefäß die Kanüle entlüften, und solange erneut 4 I.E. einstellen
und entleeren bis Insulin austritt
- den
letzten Tropfen abschlagen und die gewünschte Menge Insulin
spritzen, Nadel entfernen
- Applikation des
Insulins:
- Hautdesinfektion
- Füllstand
des Pen überprüfen
- Nadel
aufschreiben (sollte für den Pat. geeignet sein, s.u.)
- unbedingt
4 I.E. aufziehen und herausdrücken
(Entlüftung & Funktionstest)
- gewünschte
Einheiten einstellen
- Schutzkappe entfernen
- Hautfalte abheben
- Kanüle einstechen
- Dosierknopf eindrücken
und 10 Sekunden warten
- Kanüle herausziehen
- Hautfalte loslassen
- Kontrollieren,
ob Pen wieder auf Null steht
- Kennen und Einsetzen
der verschiedenen Kanülen für den Pen:
- Länge: 6,
8, und 12 mm
- Durchmesser: 0,3
mm
Gesundheits-Diabetiker-Paß:
- wurde 1994 erfunden und
soll zu einer besseren Versorgung der Diabetiker führen
- kann über Kliniken,
Apotheken, Schwerpunktpraxen, Krankenkassen für ca. 5 DM bezogen werden
- hat ca. die Größe
eines Reisepasses
- Aufgaben:
- macht die Therapie
für den Pat. und behandelnden Arzt transparent
- bei Notfällen
bzw. Urlaub erhält der die Behandlung aufnehmende Arzt umfassende
Informationen
- gibt die Blutzuckereinstellung,
Ziele der Therapie und den Einsatz von Medikamenten wieder
- zeigt die nächsten
Routinetermine für die Vorsorgeuntersuchungen an (sowohl für
den Pat. als auch für unerfahrenere Ärzte / Pflegekräfte
sinnvoll)
- der Arzt legt mit
dem Pat. in der Sprechstunde Ziele schriftlich fest und kann diese beim
nächsten Termin mit den tatsächlich erreichten Ergebnissen
(BZ-Einstellung, Insulinverbrauch etc.) vergleichen
- wird mittlererweile von
vielen Fachkliniken / -praxen als sehr wertvoll eingestuft, wird er
aber derzeit nur bei ca. 8% der Diabetiker eingesetzt