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Pflege bei Diabetes mellitus ... bei Krankenpflegewissen.de |
Pflegerische
Anforderungen und Tätigkeiten |
1.B.14 Informationen
zu Diabetes mellitus und Schwangerschaft
Formen:
- der Diabetes mellitus war schon bereits
vor der Schwangerschaft bekannt:
- diesen juvenilen Diabetes Typ I findet
man bei 0,1 % der Frauen
- Gestationsdiabetes:
- tritt neu im Verlauf der Schwangerschaft auf
- einmal aufgetreten, ist die Gefahr sehr groß, das bei jeder
neu auftretenden Schwangerschaft wieder ein Gestationsdiabetes auftritt
Vorsorgeuntersuchungen
bei bekanntem Diabetes mellitus:
- Ist der Diabetes mellitus bereits vor
der Schwangerschaft bekannt, so sollte diese zusammen mit dem behandelnden
Gynäkologen und Diabetologen im Vorfeld sorgfältig geplant werden:
- Augenärztliche
Untersuchung
- Untersuchung auf periphere
und autonome Neuropathie
- 24h Sammelurin
um folgende Werte zu ermitteln:
- Kreatinin-Clearance
- Disk-Elektrophorese
- Basales TSH
- Blutbild
- HbA1c
- alle zwei Wochen:
- Verlauf der Schwangerschaft
anhand des geführten Tagebuchs besprechen
- Ermittlung des
...
- Körpergewichtes
- Blutdruckes
- Blutzuckers
- Urinstatus, ggf.
Sedimentbestimmung und Urinkultur
- Fructosamin
- alle vier Wochen:
- HbA1c
- quantitative Glucose-
und Eiweißbestimmung im 24h-Urin
- alle 3 Wochen:
- augenärztliche Kontrolluntersuchung
- Kontrolle des Alpha-Fetoproteins
in der 17. SSW
Selbstkontrolle durch
die Schwangere zuhause:
- Blutzuckermessung jeweils
- vor den Hauptmahlzeiten
- 1 1/2 Stunden nach
diesen
- Acetonbestimmung im Nüchternurin
jeden Morgen (Rückschluß auf nächtliche Stoffwechsellage)
Pathophysiologie und Folgeerkrankungen:
Diabetes mellitus während
der Schwangerschaft birgt Risiken für Mutter und Kind...
- diabetische Embryopathie
(Erkrankung des Kindes im ersten
Trimenon)
- Beeinträchtigung
der korrekten Organanlage und erhöhte Gefahr von Mißbildungen
des Kindes jeder Art, betrifft ca. 10 %
- Fehlbildungen (v.a.
der unteren Extremitäten)
- Herzfehler
- Nierenfehler
- etc.
- Entwicklung der diabetischen
Fetopathie (ca. ab der 12. Schwangerschaftswoche (SSW)) mit...
- sogenannter
"Zuckermast" (Makrosomie):
- Im Gegensatz zum
Insulin kann die Glucose die Placenta (Mutterkuchen) passieren.
Liegt bei der Mutter nun eine diabetische Stoffwechsellage mit hohen
Blutzuckerwerten vor, produziert das Kind der Erhöhung entsprechend
mehr Insulin und senkt den eigenen Blutzuckerspiegel auf Normniveau.
Dem Konzentrationsgefälle folgend wird dann auch der Blutzuckerspiegel
der Mutter gesenkt.
- durch diesen Ablauf
kann ein Diabetes mellitus während der Schwangerschaft unentdeckt
bleiben, da das Kind beide Stoffwechsel im Normbereich hält.
- Das Kind wiederum
lagert den Glucoseüberschuß durch die massive Produktion
von Insulin in Form von Stärke in der Leber sowie Fettdepots
im Subcutangewebe ab, legt damit deutlich an Körpergewicht
bis zur Geburt zu. Diese "Zuckermast" darf nicht als Zeichen
besonderer Reife bzw. guter Versorgung mit Nährstoffen gewertet
werden.
- Retardierung
der Reifungsprozesse (v. a. defizitäre Lungenreifung):
- die starke Produktion
führt schließlich zur Ausschwemmung von Insulin in das
Fruchtwasser, wodurch es auch in das Lungengewebe des Kindes gelangt
und spezielle Zellen hemmt, die einen für die Lungenfunktion
wichtigen Faktor bilden.
Dieser oberflächenaktive Faktor (Substanz) sorgt nach der Geburt
dafür, das sich die Lungenbläschen und somit auch die
Lungenflügel beim ersten Atemzug entfalten und während
des restlichen Lebens funktionstüchtig bleiben.
- Gut zu vergleichen
ist diese Reaktion mit der Oberflächenspannung von Seifenblasen.
Ohne Seifenzusatz kann man Wasser nicht zu Blasenbildung anregen.
- Hydramnion
(vermehrte Ansammlung von Fruchtwasser in der Fruchtblase) mit
- Gefahr des Nabelschnurvorfalles
während des Blasensprunges
- Gefahr der Wehenschwäche
- Gefahr der vorzeitigen
Plazentaablösung
- Neigung
zu Unterzuckerung post partum (nach der Geburt):
- Da der Stoffwechsel
des Neugeborenen zunächst auch noch nach der Geburt vermehrt
Insulin produziert, die Nachlieferung von Glucose durch die Mutter
aber ausbleibt, ist bei diesen Kindern häufig eine Neigung
zur Unterzuckerung festzustellen. Kinder von Diabetikerinnen sind
vor allem deshalb stets Risikogeborene und müssen in den ersten
Tagen nach der Geburt sorgfältig überwacht werden
- für die Mutter
gelten die typischen Risiken des Diabetes mellitus und dessen Folgeerkrankungen
(s. o.) sowie weitere Gefährdungen:
- Entgleisung der Stoffwechsellage
(Körper ist durch die Schwangerschaft diversen Umstellungen unterworfen,
die auch den Stoffwechsel beeinflussen und fordern)
- vor allem um die
26. SSW herum muß mit einem enorm gesteigerten Insulinbedarf gerechnet
werden, da die Placenta nun ...
- selber Insulin
abbaut
- zwei insulinantagonisierende
Hormone bildet, durch die, bei normaler Physiologie, dem Kind ausreichend
Energie bereit gestellt werden soll
- vermehrtes Auftreten
von Harnwegsinfekten bis hin zur Sepsis
- Nierenschäden
(Pyelonephritiden)
- Pfropf-Gestose:
- Gestose setzt
sich auf die Diabetessymptomatik obenauf und führt durch die
Kombination zu weiterreichenden Risiken für Mutter und Kind
- so liegt die
Mortalität bei dem Auftreten einer EPH-Gestose im Zusammenhang
mit Diabetes bei 0,5 %
Prophylaxen, Therapie
und deren Ziele:
- stramme, normnahe Blutzuckereinstellung
ist wichtig (verlangt der Mutter starke Disziplinierung ab), die sich rund
um die Uhr nur mittels Insulintherapie in Form von ICT (intensivierte
konventionelle Therapie) oder besser Insulinpumpentherapie
erreichen lassen!!!!
- Nüchternblutzuckerwerte
morgens und vor den Hauptmahlzeiten < 100 mg% (5,6 mmol/ L), jedoch
nicht geringer als 60 mg% (3,3 mmol/L)
- postprandiale Blutzuckerwerte
(1 1/2 Stunden nach den Hauptmahlzeiten) zwischen 120 mg% (6,7 mmol/L)
und 140 mg% (7,8 mmol/L)
- HbA1c-Werte im Normbereich
- Es sollte kein Aceton
im Nachturin nachweisbar sein
- Mütter
mit Diabetes mellitus sollten bereits bei geringsten Komplikationen (Blutzuckereinstellung
gestaltet sich schwierig etc.) an Spezialklinik überwiesen werden