1. Pflege bei Diabetes mellitus                       ... bei Krankenpflegewissen.de  

Physiologische & Medizinische Grundlagen

1.A.8 Therapie des Diabetes mellitus

Therapieziele:

Ziel der Diabetestherapie ist immer eine gute Stoffwechseleinstellung, da nur durch diese die Folgeschäden /-erkrankungen minimiert bzw. hinausgezögert werden können !! Die wichtigsten vier Pfeiler, die es zu erreichen gilt, sind:

1.A.8.1 Diätetik

1.A.8.2 Bewegungstherapie

Indikation:

Wirkungen:

Durchführung und Bedingungen:

1.a.8.3 Gewichtsreduktion

Indikation:

Pathophysiologische Grundlagen:

Ziel:

Maßnahmen:

Durchführung:

1.a.8.3. Orale Antidiabetika

Voraussetzung:

Generelle Kontraindikationen:

Anwendungshinweise:

Auflistung der wichtigsten oralen Antidiabetika nach Wirkungsweise:

Wirkung:

Stimulierung der Insulinsekretion in der Bauchspeicheldrüse

(Prandiale Glucoseregulatoren)

Wirkstoffgruppe:

Sulfonylharnstoffe & Glinide

Typische Wirkstoffe:

Glibonurid

Gliquidon

Glibenclamid

Tolbutamid

Repaglinide

Nebenwirkungen:

  • langanhaltende Hypoglykämien
  • Magen-Darmbeschwerden (Übelkeit, Erbrechen)
  • allergische Hautreaktionen
  • Blutbildveränderungen
  • Gewichtszunahme

Einnahmezeitpunkt

30 Minuten vor der Mahlzeit

kurz vor dem Essen

Kontraindikationen:

 

 Allergien gegen die Wirkstoffe

 

Sonstiges:

  • Kombination mit Insulin ist möglich (aber nicht sinnvoll)
  • werden in Deutschland meist zu früh verordnet (zunächst sollte immer erst die Gewichtsreduktion versucht werden)
  • erschweren zusätzlich die Gewichtsreduktion
  • Stoffwechselstörungen nehmen eher zu
  • Repaglinide (erlaubt flexiblere Ernährung ohne starre Essenszeiten):
    • wirkt schnell (ca. 10 Minuten bis zur Insulinfreisetzung)
    • wirkt nur kurz
    • geringere Gefahr der Unterzuckerung als mit anderen Stoffen dieser Gruppe

Wirkung:

  • wirken direkt in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse
  • die Insulinausschüttung, deren Inhibitor die Glucose selbst ist, wird verstärkt

 

Wirkung:

Glucoseresorptionshemmung (Alpha-Glucosidasehemmer)

Wirkstoffgruppe:

Guarmehl

Alpha-Glucosidasehemmer

Typische Wirkstoffe:

 

  • Acarbose
  • Miglitol

 Nebenwirkungen:

  • Blähungen und Völlegefühl (aufgrund der nicht resorbierten Kohlenhydrate im Dickdarm)
  • Durchfall
  • Darmgeräusche

 

Einnahmezeitpunkt:

unmittelbar vor der Mahlzeit

Kontraindikationen:

  • Schluckbeschwerden
  • exokrine Pankreasinsuffiziens
  • (chronische) Gastrointestinale Störungen mit Störung der Nahrungspassage
  • Verhütung mittels oraler Kontrazeptiva
  • Zustände, die durch verstärkte Gasbildung verschlechtert werden können
  • (chronische) Gastrointestinale Störungen mit erheblicher Resorptionsbeeinträchtigung und Passagestörungen
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Alter < 18 Jahre
  • Zustände, die durch verstärkte Gasbildung verschlechtert werden können

 Sonstiges:

  • Zusatztherapie zur Gewichtsreduktion
  • können auch bei Typ I-Diabetikern eingesetzt werden
  • Glätten die Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten
  • durch langsames Einschleichen lassen sich die Nebenwirkungen vermindern
  • rufen bei alleiniger Gabe keine Hypoglykämien hervor
  • sollte dennoch hypoglykämischer Notfall eintreten (z.B. durch Kombination mehrerer Präparate), nur pure Glucose (Traubenzucker) oral zuführen (aufgrund der schlechten Resorptionsfähigkeit)!!!
  • Speziell Guarmehle:
    • Können die Resorption anderer Medikamente beeinträchtigen, deshalb sollten diese 30 Minuten vor diesen eingenommen werden
  • Speziell Miglitol:
    • führt nicht zu einer Gewichtszunahme
    • belastet nicht den Leberstoffwechsel
    • erhöht den Insulinspiegel durch Verstärkung der Ausschüttung eines speziellen Darmhormons (neuere Studien)

Wirkungsweise:

Hemmen spezielle Enzyme (Alpha-Glucosidasen), die in den Dünndarmepithelzellen Mehrfachzucker zu Einfachzuckern aufspaltet. Somit verbleiben mehr größere Moleküle in den Zellen, da diese die Zellwände schlechter passieren, der Blutzuckeranstieg im Blut wird somit verzögert und auch insgesamt verringert.

 

 

Wirkung:

Verbesserung der Insulinwirkung in den peripheren Geweben

Wirkstoffgruppe:

Biguanide

Glitazone
syn. Thiazolidindione

typische Wirkstoffe:

Metformin

Pioglitazon, Rosiglitazon

Nebenwirkungen:

  • Gastrointestinale Beschwerden
  • Blutbildveränderungen
  • Laktatazidose:
    • lebensgefährliche (50 %), metabolische Azidose durch erhöhte Milchsäurespiegel im Blut
    • Gefahr mittlererweile bei nicht kontraindizierter Anwendung als gering eingeschätzt
  • Veränderung der Geschmacksempfindung
  • Gewichtszuwachs durch Umwandlung von Glucose in Fettgewebe
  • V.a. Hepatotoxizität
  • V.a. Wasseretention und Herzinsuffizienz
  • V.a. Hypertrophie des Herzens
  • V.a. Tumorinduzierung

anibook_blue.gifAchtung: Glitazone, besonders Pioglitazon sind noch zu gering erforscht um endgültige Aussagen zu machen, Studien stehen noch aus. Diese Liste stellt eine Zusammenfassung aus mir zugänglicher Fachliteratur dar, die einzelnen Nebenwirkungen müssen nicht auf beide Wirkstoffe zutreffen!

Einnahmezeitpunkt:

zu den Mahlzeiten oder nach dem Essen

zu den Mahlzeiten oder nach dem Essen

Kontraindikationen:

  • Leberinsuffiziens
  • Niereninsuffiziens
  • Herzinsuffiziens
  • Alkoholabusus
  • höhergradige pAVK (arterielle Verschlußkrankheit) ab Stadium IIa
  • Hypoxie

siehe Nebenwirkungen

zusätzlich bestehende Insulintherapie

Sonstiges:

  • unterdrückt die nächtliche Glukoneogenese in der Leber (die Nüchternblutzuckerwerte werden besser)
  • senkt meistens gleichzeitig die Triglyzerid- und Cholesterinspiegel
  • in Deutschland ist nur METFORMIN zugelassen, Kombinationen sind nur mit Sulfonylharnstoffen erlaubt (Lactatazidosegefahr)
  • sinnvoll vor allem bei stark adipösen Diabetikern unter 65 Jahren
  • Biguanide erleichtern die Gewichtsreduktion
  • Einnahme erfolgt zu den Mahlzeiten
  • auch zur Zeit noch selten angewendet
  • sollen die Therapie des NIDDM revolutionieren und werden seit dem Jahr 2000 in der BRD erprobt
  • sogenannte  "Insulin-Reaktivatoren"
  • Schonen die B-Zellen des Pankreas durch die Re-Sensibilisierung der Körperzellen für das körpereigene Insulin (Stimulation der PPAR-Gamma-Rezeptoren), d.h. sie setzen in der Frühphase der Erkrankung an, in der durch die beginnende Insulinresistenz eine Hyperinsulinämie einsetzt und zur Überlastung der B-Zellen führt
  • Hemmen die Ausschüttung des neu entdeckten Hormons Resistin ("resistent to insulin"), das nur in Fettzellen gebildet wird. Vermutlich stellt dieses Hormon die Brücke zwischen Diabetes mellitus und Übergewicht dar, genaue Zusammenhänge sind noch nicht bekannt
  • Stimulieren auch die PPAR-gamma-Rezeptoren, die in arteriosklerotisch-veränderten Gefäßen gefunden wurden. Diese Stimulation führte in Versuchen zur Hemmung der Freisetzung von Zytokinen und Chemokinen, die für die Verdickung der Gefäßwände im Prozess der Arterioskleroseentwicklung verantwortlich gemacht werden. Sollte dieses zutreffen, könnten mittels Glitazonen die eingeengten Lumen der Gefäße vergrößert werden, die Gefäßwände selber blieben elastischer
  • verbessern die häufig mitauftretenden Hyperlipidämien und wirken günstig auf vorhandenen Hypertonus
  • können auch bei bereits stärker geschädigten B-Zellen (fast erschöpfte Insulinproduktion) angewendet werden und führen zu einer deutlichen Erholung dieser, können aber die bereits eingetretenen Schäden nicht umkehren
  • Wirkungseintritt sehr verzögert

Die gleichzeitige Anwendung von oralen Antidiabetika mit Insulin ist möglich (wie oben beschrieben), doch oft schwierig. Die meist gut quantitativ abzustimmende Insulingabe führt oft in Kombination mit oralen Antidiabetika, die meist keine gleichmäßige Stoffwechseleinstellung erlauben, zu stark schwankenden BZ-Werten, die vom Pat. selber schwer zu managen sind.

Indikationen, die dennoch für diese Therapieform sprechen:

1.a.8.3 Insulintherapie

Warum wird Insulin substituiert ?

Indikation:

Insulinarten:

Therapieformen:

1.a.8.4 Therapie der Begleit-/ Folgeerkrankungen

Therapiemaßnahmen bei diabetischen Gefäßerkrankungen:

A. Vorsorgemaßnahmen:

B. Revaskularisierung (Wiedereröffnung teil- /ganz verschlossener Gefäße)

 

C. Erhalt der Nierenfunktion

Therapiemaßnahmen bei diabetischer (Poly-) Neuropathie

A. Medikamentöse Behandlung der Schmerzen und Parästhesien zur Symptomlinderung

B. Medikamentöse Behandlung der Magen- und Darmbeschwerden / Funktionsunterstützung

C. Krankengymnastische Behandlungen bei Lähmungserscheinungen und Muskelschwäche

D. Medikamentöse Behandlung der erektilen Dysfunktion (Impotenz)

1.A.8.5 Medikamentöse Wechselwirkungen

Auch für die pflegerische Praxis von Bedeutung ist die Einschätzung der Stoffwechselsituation unter Applikation bestimmter Medikamente (zusätzlich zu bestehender Diabetestherapie oder bei ausschließlich diätetischer Einstellung)

Medikamenteninduzierte Blutzuckersteigerung

Medikamenteninduzierte Blutzuckersenkung

  • ß-Blocker
  • Antibiotika
  • Anabolika
  • Zytostatika
  • Kortikoide
  • Kontrazeptiva
  • Antidepressiva
  • Schilddrüsenhormone
  • Diuretika

 

 Zurück zur Übersicht

zum vorherigen Kapitel

zum nächsten Kapitel